EINTRAG 5: 20.03.2019
Meine Zeit im Hospiz - Bundesfreiwilligendienst im stationären Hospiz
Meine Zeit im Hospiz war intensiv, manchmal auch emotional. Sie war beeindruckend und machte nachdenklich. Sie hat mich gelehrt, das Leben noch mehr zu genießen. Weniger Wert auf Dinge zu
legen, die mich ärgern. Stets offen, freundlich und hilfsbereit zu sein.
Das Leben ist wertvoll, egal, ob krank oder gesund, ob mit, oder ohne Probleme, ob arm oder reich.
EINTRAG 6: 15.08.2019
Leben nach dem Suizid
Vor knapp 4 Wochen hat sich ein Mensch, den ich sehr gern hatte das Leben genommen. Der Schmerz ist keinesfalls mit dem der Familie zu vergleichen, dennoch tut es sehr weh.
Versuche die Gefühle nach einem Suizid zu beschreiben...
Es ist fast unmöglich...
Da ist unfassbar viel Traurigkeit, unfassbar viel ungläubigkeit, unfassbar viele Gefühle
Da ist eine unfassbare Leere, eine unfassbare Frage nach dem Wert und dem Sinn des Lebens...
Ich bin nicht wütend und frage nicht nach dem warum, ich bin "nur" traurig.
Für die Familie tut es mir unfassbar leid, ihnen gilt mein tiefstes Mitgefühl.
Da ist eine innere Verbundenheit...
Eine Erinnerung, die niemals vergehen wird.
Eine unendliche Dankbarkeit, die niemals enden wird.
Da ist eine Erfahrung mehr, die man niemals hätte machen wollen.
Da ist ein Mensch mehr, der uns unfassbar fehlen wird.
Ruhe in Frieden *17.05.1969 +26.07.2019
EINTRAG 7: 15.08.2019
Die Frage nach dem Wert und dem Sinn des Lebens
Nach einem Suizid stelle ich mir die Frage, nach dem Sinn und dem Wert des Lebens.
Schon oft kam ich an einen Punkt in meinem Leben, an dem es schien, als ob es nicht mehr weiter geht. Suizid erschien mir allerdings nie als Ausweg. Auch wenn man manchmal denkt, kann das alles nicht einfach vorbei sein?
Nein, denn das Leben ist wertvoll.
Ein Suizid ist meistens eine Affekthandlung, das heißt, dass man nicht viel darüber nachdenkt, sondern es einfach macht.
Für die Hinterbliebenen ist das meist eine Tragödie.
Wie konnte das nur passieren?
Warum hat er das getan?
Warum konnte ich ihm nicht helfen?
Warum hat er nichts gesagt?
Warum habe ich nichts bemerkt?
Ein Todesfall an sich ist schon schlimm genug, wenn es ein Unfall oder ein Suizid ist, dann ist es noch viel schlimmer.
EINTRAG 8: 26.10.2019
Mit der Zeit
Mit der Zeit verändern sich Gefühle, Gedanken und Stimmungen. Noch immer bin ich manchmal betrübt über vielen Todesfälle der letzten Jahre.
Ich habe viel verloren, aber auch viel gewonnen, viele neue Erfahrungen, viele neue Gefühle und viele neue Menschen. Einge bedeuten mir sehr viel.
Ich bin dankbar.
Dankbar für diese Zeit.
EINTRAG 9: 08.03.2023
Die ersten Monate
Die ersten Monate nach dem Tod meines Vaters waren sehr schwer für mich. Meine Gedanken kreisten die meiste Zeit nur um das Thema Tod. Gedanken um den Verlust meines Vaters und anderen geliebten Menschen und auch Gedanken um meinen eigenen Tod. Meine persönliche Situation war so bedrückend, dass ich am liebsten auch nicht mehr da sein wollte. Die Trauer um meinen Vater war so schwerwiegend, dass alles andere in den Hintergrund rückte. Mehrmals die Woche weinte ich stundenlang. Das hätte ich niemals erwartet.
Meine schulischen Leistungen nahmen stark ab. Schule war nur nebensächlich, hauptsächlich galt es einfach zu überleben. Das Beratungsnetz meiner Schule gab sich sehr viel Mühe, mich zu begleiten und zu unterstützen. Ohne Sie hätte ich diese schwere Zeit niemals überwunden. Mit gleichaltrigen konnte ich nicht über den Verlust reden. Ich wollte immer darüber sprechen, während meine damals beste Freundin nach dem Tod ihres Vaters eher in sich gekehrt war und nicht darüber sprechen wollte vielleicht auch einfach nicht konnte. In den ersten Wochen erfuhr ich viel Verständnis, doch irgendwann ließ das nach. Das Leben geht weiter, obwohl meine Welt in Scherben lag.
EINTRAG 10: 30.07.2023
Ich habe das Ziel nicht aus den Augen verloren!
Mein Traum Bestatterin zu werden verfolge ich nun schon einige Jahre.
Nach wie vor ist es mein größter Wunsch und mein größtes Ziel, das nun endlich zu schaffen.
Aktuell sammle ich weitere Erfahrungen im Bestattungsunternehmen. Dazu gehört die Arbeit im Büro, die Trauergespräche, das Fahren eines Bestattungswagens und der Bereitschaftsdienst.
Nach wie vor muss ich sagen, dass ich diesen Beruf einfach sehr liebe. Er füllt mich aus und bereitet mir viel Freude.